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Das Zeug muss fort!

26. April 2013

Wer zu uns wollte, musste die letzten drei Wochen über einen Berg blauer Säcke steigen und ein Speißfass – die üppige Folge von Lenzrasur im Garten.

Nach der ersten Woche hatten sich meine Mitbewohner daran gewöhnt. Das Pubertikel nutzte den Haufen als Fahrradständer und seine Geflügelschwester zupfte, sobald Pubi den Platz freimachte, Stöckchen aus den Pedallöchern. Das Geäst trug sie zur Fußmatte, brach es zurecht und schichtete kleine Scheiterhaufen. War sie damit fertig, sorgte sie für hitziges Schneegestöber. Im Anschluss wollte sie immer gleich rein, das Laub im Kragen kratzte. Wäre es nach denen gegangen, hätten wir’s so gelassen.

Jetzt wohne ich aber auch hier! Wohin nun mit dem Zeug? Für Kompost war es zu holzig, auf Häckseln hatten die Jungs keine Lust. Und ich hatte keine auf den Mülheimer Recyclinghof!

Es ist nämlich so, dass dort Einheimische ihren Grünschnitt for free abliefern können. Doch als Frau Müller eines Tages auf die Rampe fuhr, lief das wie bei der Polizeikontrolle. Der Chef winkt raus:
Tach“
„Hallo. Ich möchte Grünschnitt a
bgeben.
Machen Se dat, wo Se wechkommen! …  wo liecht dat überhaupt?“ (angedeuteter Bückling zum Nummernschild)
„450 km von hier.“
Bisse denn plemplem, und fährst dat Zeuch einmal quer durch et Land?!
So schnell sind wir beim Du und hinter mir fangen sie an zu hupen.
„Ich wohne in Mülheim!“, sage ich höflich (ich will ja was) und krame nach meinem Ausweis.
„… und die Karre gehört deim Freund, schon klar. Soller dat Zeug nach sich entsorgen!“

Am Ende wurde ich meinen Gartenabfall zwar los – und ich musste mir nicht mal die Finger schmutzig machen – aber man will sich ja nicht immer unterhalten.

Was ist jetzt der Hintergrund?
In Oberhausen funktioniert Grünschnittabliefern nämlich nicht for free. Unsere Nachbarn müssen bei ihrem Wertstoffhof löhnen. Nicht viel – 1,50 EUR pro 120l-Sack – aber immerhin. Da kann einem schon der Gedanke kommen, nach Mülheim zu exportieren. Zumal sich das mit unserer Stadtgrenze mitunter fließend verhält. Erst gestern bin ich wieder in dem Winkel vorbei gekommen, wo das Ortsschild auf der Hälfte eines Gartenzauns steht. Apfelbaum und Beerengesträuch auf Mülheimer Territorium – die Kirsche und der Kartoffelacker zählen zu Oberhausen. Ich kenne die dort wohnen nicht, indes vermute ich, ihre Zugehörigkeit richtet sich danach, ob die gute Stube rechts oder links vom Schild. Von der Straße aus lässt sich das jedenfalls nicht beurteilen. Ligusterhecke. … oder soll ich doch mal schellen?

Dessen ungeachtet weiß ich dafür mittlerweile, wie ich den Rampendialog umgehen kann und mein Grünzeug noch dazu fast vor der Türe los werde! (Nein, ich bringe es nicht in den Wald!!)

Mülheim unterhält nämlich mobile Grünschnittcontainer! Die werden regelmäßig an exponierten Parkplätzen abgestellt. Terminplan und Standorte sind auf der Homepage der MEG einsehbar.

An einem dieser Auffangbehälter habe ich dann heute in der Früh den Weihnachtsmann getroffen. Graugrüne Tarnkleidung, weißer Bart – er wäre mir nicht aufgefallen, schleppte er nicht einen großen Sack. Wie er über die Straße wankte, dann über den Platz, das Gesicht schwitzig … Ohne Zweifel, sein Ziel war ebenfalls der Grünschnittcontainer.

Als ich mich in den fließenden Verkehr zurückreihte, wurde mir klar, warum er seine silberne Kutsche nebst Frau auf der anderen Straßenseite parkte.
Herzliche Grüße an der Stelle nach Oberhausen! 🙂

Foto: Georg Teiner, Fotograf, Oberhausen

Foto: Georg Teiner, Fotograf, Oberhausen

From → Kolumnen

11 Kommentare
  1. Fahrs nach Gelsenkirchen, da kannste 28 Kombiladungen kostenlos abliefern…

    • Wenn ich meinen Ausweis nicht finde und hier in absehbarer Zeit kein Mobilmüll abgestellt wird, probier‘ ich das. : )

  2. kärmchen permalink

    Ich leih dir einfach mein Auto…

  3. Den Berg haben wir auch – korrigiere, hatten. Er macht sich gerade nebst Großkind, Kleinkind und Vater derselbigen auf den Weg zum – Trommelwirbel – Wertstoffhof! Das sollte allerdings ohne große Zwischenfälle von statten gehen – hoffentlich 🙂

  4. 😀 nur spät vermeldet 😉

  5. Trudi permalink

    Nur so nebenbei: Ich habe mal knapp über 13 Jahre auf Heimaterde gewohnt. DER STADTTEIL GEHÖRT NICHT ZU HEIßEN! 🙂
    Es hat sich nicht viel verändert in Mülheim. Die Gepflogenheiten sind immer noch die Selben.
    (… ich kann die Oberhausener auch nicht ab) „LOL“

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