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Eine Altersfrage

4. Juni 2013

Oberhausen baut. Wenn dafür Altbestand abgerissen wird, gefällt mir das sogar. An einem dieser schon ewig leerstehenden Häuser komme ich jeden Tag vorbei. Zusammen mit dem Geflügelkind, vor und nach dem Kindergarten.

DSCN2059

Gestern – die sehr sportliche Mutter war mit dem Tandem angereist – fragt das kleine Mädchen: „Was wird hier gebaut?“

Mutter ist in Gedanken noch beim Job, weiß es außerdem nicht genau und muss zusätzlich über die gutgefüllte Kreuzung steuern. „’was Altersgerechtes.“

Erwartungsgemäß fragt das Kind: „Was ist das?“

Mutter konzentriert sich und landet im Leben: „Das ist ein Haus, wo alte Leute wohnen, die nicht mehr so gut laufen können.“

„Also solche wie du.“

Da bin ich fast vom Rad gefallen. „Hä?“

„Na, du läufst doch auch nicht viel. Entweder fährst du mit dem Auto oder du nimmst das Rad.“

„Das liegt daran, weil wir so weit weg wohnen.“

Das Geflügelkind lässt den Bewegungsstrang sausen und setzt neu an: „Doch, das ist für solche wie dich, weil du bist alt.“

Mutter bleibt die Spucke weg. Mehr als: „So’n Käse!“, kriege ich nicht über die Lippen.

Das kleine Kind guckt derweil in den Himmel und überlegt: „Oder bauen die das für solche wie den Papa?“

„Der Papa ist ebenfalls nicht alt!“

„Für wen denn dann? Jetzt sag doch mal! … Oma vielleicht?“
Noch ehe ich antworten kann, korrigiert sie sich: „Ne, das ist Blödsinn. Oma ist jünger als Papa.“

So langsam komme ich total aus dem Tritt. „Die Oma ist natürlich älter als der Papa!“

„Das kann nicht sein! Die ist doch viel kleiner.  Außerdem hat sie weniger graue Haare.“

Wer jetzt meint, das war endlich alles: Nein, das Kind setzt noch eins drauf. „Für Opa?“

Gerade will ich antworten, dass auch der Opa so etwas noch lange nicht braucht, da fällt sie mir ins Wort: „Nein, für Opa nicht. Opa hat kaum graue Haare. Der kann nicht viel älter sein als ich!“

Ich habe dann angehalten und wir haben ein kurzes Picknick an der Hauptstraße eingelegt. Darüber entfiel ihr planmäßig die Fragerei. Vielleicht nehmen wir heute einen anderen Heimweg. Ich darf nicht vergessen, im Kindergarten nachzufragen, ob die der versehentlich was gegeben hatten …!

From → Aus dem Clan

49 Kommentare
  1. Das ist ja so etwas von treffend daneben formuliert von deinem Kind – es hat mich sehr gefreut, zu lesen. Aber für kleine Kinder sind doch 30jährige schon Vorstufen zur Mumie.

  2. Knut permalink

    Und warte mal ab bis sie älter ist, so zwölf bis 16, dann ist jeder über 20 steinalt, jeder über 35 ein Opa und jeder über 50 schon nahe an der Verwesung. Wie immer – alles eine Frage der Perspektive!
    Gestern habe ich eine Vorstandskollegin des „Mittelalters“ bezichtigt, sie ist um 45. Nach der Statistik eigentlich noch eine recht freundliche Bezeichnung, der Blick von ihr war allerdings alles andere als freundlich…….!

    • Von mir hätteste den gleichen Blick bekommen. Ich mag nicht jung sein, aber 1200 Jahre (Frühmittelalter ca. um 800) – nein, das muss ich mir auch noch nicht ganz nachsagen lassen.

      Allerdings gebe ich immer wieder zu, dass ich ein verrückte alte Katzenlady bin 😉
      Letztlich sind alle über 40 UHUs … 😉

    • Du sprichst aus Erfahrung, ich lese es deutlich raus! 😀
      Im Business hast dir gestern keine Freundin gemacht. Auweija 😀

  3. haha- deine Kleine ist der Brüller. Wie clever- an irgend etwas muß man ja „Alter“ ausmachen: graue Haare sind da perfekt. Ich wäre in ihren Augen blutjung- ich töne 🙂

  4. Nun stellt sich mir die Frage: Wie alt bist du eigentlich???

  5. Toll!! Einfach nur toll – mir fehlern die Worte 🙂

  6. Trudi permalink

    Man sollte Kindern aus dem Weg gehen. Echt mal. 🙂
    Ich krieg Gänsehaut wenn ich dran denke, dass ich bald Omma werde und so ´ne scheiß Fragerei mal wieder auf mich zukommt.

  7. Das ist echt der Hammer schlechthin! Vor allem, dass die Großeltern so jung geblieben sind, ist ja löblich, aber warum um Himmels Willen bist Du denn so abgebrannt *ducksichundgackert* – Kinder! mehr kann ich dazu auch nicht sagen…. 😉

  8. genial geschrieben, hab mich köstlich amüsiert

  9. Zu schön…..Teenies äußern dann ihr Verständnis für mütterliche Arbeitszeitverkürzung so: das finde ich sehr gut, dein Verfallsdatum rückt auch näher. Sehr charmant…..

  10. Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit, hab ich mir mal sagen lassen.
    ABER das kann nicht stimmen gggggg

  11. Göttlich – einfach göttlich. Und: Nimm’s nicht so schwer. 😀

  12. Ich schmeiss mich wech…
    Danke für den tollen Lacher nach all dem Hochwasser hier…

  13. zweibeinerin permalink

    Tröste dich. Meine Mutter hat kürzlich mal Kind 1 in die Kita gebracht und wurde von einem anderen Kind gefragt, ob sie eine Oma oder eine Mama sei. Sie sei eine Oma, sagte meine Mama. Kommentar des Kindes: „Du bist aber eine schicke, junge Oma!“. Nachmittags kam ich zum Abholen und wurde auch gefragt, ob ich eine Mama oder eine Oma sei und als ich erklärte, ich sei die Mama, sagte das „süße kleine Monster“ „Aber du siehst aus wie eine Oma!“

  14. Mutter konzentriert sich und landet im Leben. Köstlich- wie eh der ganze Beitrag!

  15. Harald Gegenfurtner permalink

    Wie alt ist denn dein plietsches „Geflügelkind“ … und warum heißt es so!?

    • Grad 6. So langsam sollte sie schnallen, wer warum wie alt 🙂
      Geflügelkind: Daheim heißt sie auch Huhn oder Henne. Aber das würde sicher noch mehr verwirren … 🙂

  16. Kinderlogik ist mit Abstand die Beste – Danke für den wieder-mal-Lacher 😀

  17. Drum das mit dem Jugendzentrum! Nun habe ich vollstes Verständnis!

  18. christophkrelle permalink

    Jetzt wird mir klar, warum Dein Kind „Geflügelkind“ heißt. 😉

  19. Hihi…. 🙂
    Geflügel = Flügel = Leichtigkeit = leichtfertig = frech 😉

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