Geschwätzige Leuchtstäbe
Einkaufen geht mir echt auf die Nerven. Wertvollste Zeit ist das, die man zwischen Flaschen, Eiern und Würsten verplempert.
Was könnte Mutter in der Zeit nicht alles anstellen! Sie könnte sich ein bisschen mit ihrem Mann rumstreiten, sie könnte eines der Kinder föhnen – oder sie könnte auch einfach etwas arbeiten. Da liegt es auf der Hand, dass sie das Wagenschieben gerne so weit hinauszögert, bis die Woche um ist. Es sei denn, das Brot ist alle. Doch auch dieser missliche Umstand lässt sich lösen: Der Handel bietet sortenreich Knäckebrot.
Gestern war es wieder so weit: ausgemergelte Nager im Kühlschrank. Einer lag im Butterfach, der andere dort wo der Joghurt hingehört. Ich machte mich also stöhnend auf den Weg, natürlich unterstützt vom Geflügelmädchen. Die hatte sich, damit man sie besser sieht, einen Ring aus Leuchtstäben um den Bauch gebunden.
Bei einem meiner bevorzugten Discounter befindet sich die Quengel-Ecke gleich hinter dem Eingang. Das gefällt mir, da werden die Gespräche über Nutz und Unnutz von Schleckereien am Anfang abgehandelt. Hernach widmet man sich, dieser Last befreit, in Ruhe dem daheim vergessenen Einkaufzettel.
Das kleine Mädchen bedachte wie immer wortreich und mit viel Hin und Her alle Familienmitglieder. Nachdem das geschafft war, sagte Mutter: „Jetzt kannst du schon mal nach deiner Zeitung gucken, ich mache derweil den Einkauf.“
Das Kind düst ab. – Leider nicht lange. Ich bin noch nicht mal bei den Äpfeln, da kommt sie angerannt: „Mama, die haben wieder Fillyzeitung!“
„Du darfst dir eine nehmen, haben wir doch ausgemacht.“
Kind rennt weg. Mutter denkt sich: Naja, und sucht für die Meersau einen großen Kopf Eisbergsalat. Packt ihn, ohne hinzusehen in den Wagen und hält jetzt Ausschau nach einer Schale Möhrchen, ebenfalls fürs Viech.
„Mama, guck, dieses Mal liegt ein pinker Puschelstift bei der Zeitung bei!“
Ich sehe gar nicht hin und sage nur: „Toll.“
„Guck doch mal, der hat sogar Glitzer!“
Ich werfe einen Blick auf die Zeitung. „Prima.“
„Mama, und guck, hier das Filly, das habe ich noch nicht.“
„Ist gut, Kind, ich möchte jetzt einkaufen!“
„Mama, was steht hier?“
„Schatz, jetzt langt es. Quassel mich nicht voll, ich muss mich konzentrieren, sonst vergesse ich die Hälfte! Wenn wir daheim sind, lese ich dir die Zeitung vor.“
„Ich hol schon mal Joghurt!“, ruft das kleine Mädchen und rennt mit der Zeitung los.
„Wo liegen denn die Leuchtstäbe?“ Plötzlich eine Stimme hinter mir. „Ich brauche nämlich welche.“
Ich drehe mich um und sage bedauernd. „Die sind nicht von hier, die haben wir mitgebracht.“
Die weiß gekleidete Dame mit der Cote d’Azur-Sonnenbrille lässt sich nicht beirren: „Ich habe meine Leuchtstäbe seinerzeit alle verschenkt …“
„Das ist schlecht“, antworte ich und will nach den Berner Würsten für den Grill greifen.
Der Dame ist das egal. Sie will jetzt meine Aufmerksamkeit. „Für eine Fete brauche ich Leuchtstäbe …“
Ich mache mechanisch „Hm“, und scanne die Wurstauslage. Zwei Sachen auf einmal kann ich nicht. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie ein Stapel Joghurtbecher angewankt kommt. Eine Zeitung ist auch dabei.
Die Dame streckt ebenfalls die Hand in die Wursttheke, lässt aber das Thema nicht fahren: „Die Fete … in drei Wochen ist sie“, sagt sie bedächtig. Da krachen die Becher runter. Bis auf einen landen alle in meinem Wagen.
Nach außen störe ich mich nicht daran, innerlich platze ich gleich. Während mein kleines Ding den heruntergefallenen vom Boden klaubt, richte ich die Becher im Wagen auf, weil Joghurt am Deckel können die bei mir daheim nicht leiden.
Die Dame scheint von dem Ganzen nichts mitzubekommen, denn sie setzt besonnen fort: „Anstatt Kerzen … Die sollen auf dem Tisch leuchten, wissen Sie?“
Ich antworte nicht mehr, sondern ziehe nur die Luft ein.
Mein kleines Mädchen zupft an meinem Rock und flüstert, dass es bis zur Joghurt-Theke schallt: „Jetzt sag ihr endlich, sie soll dich nicht vollquasseln! Du vergisst sonst die Hälfte!“
Also das lässt mich schmunzeln…ich ärgere mich übrigens selbst gerade darüber, dass mein Kühlschrank leer ist und ich nun einen der zwei gehassten Einkaufstage nutzen muss…
Ich bin für: „Einkauf auf Rädern“!
Da gibts sicher viele wie uns, denen das auf’n Sack geht. 🙂
Ich bin eher für beim Einkaufen manche Leute rädern 😀
Meinst du, dass es irgendwen gibt, der gern freitags oder samstags einkaufen geht??? Wobei, deine Tochter und jene verwirrte Dame, die nach Leuchtarmbändern suchte, scheinen ja ihren Spaß gehabt zu haben 😉
Bin ich voll bei dir, beim Einkaufen welche platt zu machen! 🙂
Klar gibt es genug, die gerne am WE einkaufen. Täten sonst nicht viele. Die können unmöglich alle knapp vorm Verhungern sein… 🙂
Ja, stimmt wohl… hach, meinst du, dass man damit straffällig wird oder fällt so ein Mord unter Unzurechnungsfähigkeit??? Übrigens will ich die Leute lediglich rädern und nicht umbringen (und ja, mir ist schon bewusst, wie das abläuft, aber ich kann ja nichts für die fragilen Körper der Menschen) 😀
Ich war gerade einkaufen und eigentlich müsste ich gleich nochmal los…oder ich besorge den Rest morgen (mit dem Rad zum Einkaufen ist eine blöde Idee).
Rädern: Ist das reinbinden, in die Speichen, oder außen dran? Drinnen passierte sicher nicht viel, sh. Rhönrad. 🙂
Früh vor 10.oo kannste gut einkaufen. Wenig Hanseln und kaum Ehepaare, wo sich eienr krampfhaft am Wagen festhält und den quer stellt. (Erfahrung 😉 )
Okay, ich werde das morgen wohl mal testen 🙂
Und beim Rädern gab es mehrere Möglichkeiten. Was ich kenne, ist aber das Ziehen des Rückens über ein Rad, welches mit langen Spitzen versehen ist.
Shit, das ist verboten.
Ach verdammt…ich hatte mir schon ein Rad für morgen früh gebastelt…
Ich geh ja nachher den vergessenen Eisbergsalat neu besorgen. Vielleicht fällt mir dabei ‚was Legales ein! 🙂
ich bin gerade erst dabei, aus den Federn zu klettern…war unerwartet noch unterwegs gestern und es war schon wieder hell, als ich den Heimweg antrat…daher kann ich nicht überprüfen, wie es sich vor zehn Uhr einkaufen lässt. Ich werde aber Pfefferspray und einen Taser mitnehmen 😀
Da kommem noch so viele Samstage … 😉
Bist du sicher? Ich hätte schwören können, dass in der nächsten Zeit keiner mehr angesagt ist 😛
Warum gefällt mir das? Weil ich so froh bin, ALLEIN einkaufen zu gehen!
Würde ich auch SOOOOOOOO gerne!!
Lass dir doch das Zeug nach Hause liefern, die Mindestbestellmenge erreichst du mit einer Familie ja locker.
Das gibts??
Das mach‘ ich sofort!
Ich bin bester Kunde! 🙂
Bei unserem Reha-Rewe ist einkaufen immer ein Erlebnis. Entweder ist die Polizei auch schon da oder ich treffe den netten Mann mit der Lederkluft und dem Rollator oder …
Kinder föhnen halte ich übrigens für ein besonders schönes Hobby, um das ich dich sehr beneide. Und das Leuchtaccessoire hätte ich auch gern. Kannst du ein Foto posten? Das hat Style!
😀
Bei Rewe gehts also ebenfalls zur Sache! 🙂
Das mit dem Foto wäre heute nicht mehr so aussagekräftig, weil das Leuchtzeug ausgeleuchtet hat. Ich habe zwar mal gelesen, dass man die einfrieren soll und dann ginge es wieder – funzt aber nicht. Schad 😉
immer wieder ein Lesevergnügen, freu mich schon auf den nächsten Beitrag
Dankeschön! 🙂
Ich wollte heute bei deinen Schneebällen kommentieren, fand aber die Kommentarfunktion nicht. Deshalb jetzt hier: Wir hatten früher auch einen von denen daheim. Wunderschön! Eines Tages fällte ihn mein Opa, weil er jedes Jahr voller Ameisenkolonien hing. (Nicht der Opa, klar 😀 )
Die Ameisen waren als Züchter der Blattläuse allerdings nur Begleiterscheinung. Übrigens nett, dass man deine Artikel teilen darf. Hab ich gleich mal gemacht… mir wär am Ende der Geschichte fast der Kaffee aus dem Gesicht gefallen…
Immer sehr gerne! Freue mich über jeden Leser! 🙂
Eben fiel mir auf, dass die mit den Stäben mich so besoffen gequatscht hat, dass ich tatsächlich den Eisbergsalat fürs Schweinderl hab liegenlassen! 😀
Hat dies auf Franks Buchsalon rebloggt und kommentierte:
Müsst ihr unbedingt lesen. wieder eine tolle Alltagsgeschichte von Anke Müller:
Joghurt am Deckel geht aber auch gar nicht. Das ißt kein Mensch. Ist ja wie umgerührt.
Ich glaube, ich merke gerade, hat doch was, allein einkaufen zu gehen. Aber dann vermißt man wieder die kleinen Nervensägen. Gerade beim Einkaufen! Wir sind aber auch mit nix zufrieden, wir Mütter!
Joghurt am Deckel würde wie zu zweit aus einem Eimer essen schmecken. Denen gehts einfach zu gut, da haben wir es wieder! 🙂
Ich würde so gerne allein einkaufen. So wahnsinnig gerne. 😉
Das kommt schneller, als dir lieb ist! 🙂
Danke, danke, danke, dass ich erstens nicht rede mit fremden Menschen (grins) schon gar nicht mit Damen mit seltsamen Sonnenbrillen,..gggg, und das meine Nachkommen nie nie nie mehr mit mir einkaufen gehen würden, weil: Mama du bist peinlich beim Einkaufen (wieso weiß ich eh nicht)
Einkaufen an sich ist ja schon anstrengend..bähh, aber wenn man essen will muss man wohl.
Mir steht das am Montag bevor und ich werde mit einem Grinsen durch die Gänge laufen (weil ich an diesen post denken werde müssen gggg)
Das mit dem peinlich kenne ich. Der Pubi meint das auch. Der hat doch keine Ahnung. Seit der gestern wieder den Friseur heimgesucht hat, will ich auch nicht mit ihm raus! 😀
Ich hab den Salat für Schweinderl liegen lassen, die hat mich zu zugeschwallt. Jetzt muss ich gleich morgen wieder gehen!
Das ist ja blöde,..kannste nicht Gras oder Löwenzahn (nette Beschäftigung für Pubis und Flügelmädchen) sammeln lassen und das dem Tierchen geben?
Oder fressen die nicht dasselbe wie Hasen?
Doch, kriegt er auch. Aber ist wie Bonbon zwischendurch. Schnurpselt er den ganzen Tag und wird nicht von satt. Ich werd wohl müssen … 😉
Ich denk an dich, ich bin allerdings morgen nur zum Vergnügen unterwegs,..mitn Kochgott und der Kochgöttin….hach!
Hast du es gut! 😀
Viel Vergnügen – und vergiss den Salat nicht! 😉
Hab keinen gekauft, trotzdem essen wir dann einen,..mit frischen Radieschen noch dazu drinnen…sabber!
Herrlich! 🙂
Ich war eben erst Salat fürs Viecher holen.
Vom Moment an, wo ich Haustür aufschloss, hat er spektakelt. Keinen Salat und keine Gurke – kein schönes Leben! 🙂
Nee ich lache nicht!
Schön, deine Geschichten! Sie reißen den Himmel auf. Ich wünschte, sie wären nicht wahr!
Dankesehr für die Blumen! 🙂
Du schreibst: „Wenn wir daheim sind, lese ich dir die Zeitung vor.“ Ich schlage als Gegenstück vor: „Wenn wir daheim sind, lese ich mir den Einkaufszettel vor.“
Wie praktisch, dass du deine Nager gleich im Kühlschrank lagerst, da können sie sich alle noch vorhandenen Reste mit den Mäusen teilen.
Ich bin auch nicht so sonderlich begabt für multitasking – ich mache auch alles nacheinander statt gleichzeitig. – Dafür haben meine Minis, mit denen ich mal einkaufen gehe, mit vollem Recht das Recht (huch, Doppelung von Recht), schön laut und deutlich zu schreien, damit ich auch wirklich was verstehe.
Einen einkaufsfreien Gruß aus Berlin schickt Clara
Jetzt könnte ich gerad mal allein – hab das Geflügel dem Vater mit zum Friseur gegeben – stattdessen: Mutter liest Post. 😉
ich geh gerne einkaufen, also nicht so gerne daß es täglich sein muß aber es stört mich auch nicht so sehr (wie Dich), ich geh auch so gut wie immer samstags morgens, das liegt aber einfach daran daß nur dann mein guter metzger und der bioladen im dorf auf haben, unter der woche sind die nicht ar-bytes-zeit-kompatibel ;-(
über die nager im kühlschrank war ich zuerst erschrocken aber dann schien es mir eher harmlos (obwohl ich noch nie knäcke im kühlschrank hatte) nur — was um himmels willen ist das unten auf dem foto?
ich hoffe Deine tochter hat für den schlußsatz ein extra lob bekommen? die hast Du fein parat gekriegt 😆
Eine Mücke ist das! 😀
Seit einem Jahr versuche ich denen hier nach zu bringen, dass sie das Eisfach im Kühlschrank einklinken sollen. Scheint extrem schwierig zu sein. Und hier siehst es, was passiert, wenn so ein Hirni das Fach nur anlehnt. Die arme Mücke!
Köstlich. Wie heißt es noch so schön? Kindermund tut Wahrheit kund! Bei uns geht übrigens der Kindesvaterehemann am Wochenende Lebensmittel einkaufen – kann ich wärmstens empfehlen. Markt, Bäcker, Bioladen, Edeka… bin ich froh, da nicht am Wocheneden hin zu müssen!!
🙂
Wenn ich Meinen schicke, bringt er den halben Laden. Das an sich wäre nicht schlimm (müsst ich nicht so oft gehen) aber ich weiß dann nie wo den Vorrat verstauen. 😀
Herrlich, wunderschön zu lesen, man hört nicht auf, auf das „Nächste“ zu warten.
Doch dann ist dann leider doch Schluss! Köstlich – schönen Abend C
Dankeschön! 🙂
Ich war heilfroh, als ich aus dem Laden war. Noch ein Ding mehr und ich hätte richtig gebrüllt. 😀
Knäckebrot. Knäk-ke- brot??? Muss weinen. Ihro…Daggi Dinkelschnitte
Wegen Knäckebrot?
Weil’s so scheußlich trocken?
Ich wäg dann ab: 1 Einkauf vs. 1 Knäcke 😉
Wobei Deine Süße ja nur das nachplapperte, was sie von Dir gehört hat, kam aber dann mit einem Super-Volltreffer!! Herrlich! Wobei ich zu gerne dann das Gesicht der weißbekleideten Dame gesehen hätte!;-)
Ich hasse einkaufen auch! Aber ich versuche immer das Beste aus der Situation zu machen und beobachte seeehr gerne die Leute und höre ihnen im Vorbeigehen zu, wie sie sich z.B.an die Köppe kriegen, weil der eine das große Waschpulver mit den Körnern haben will und der andere auf dem Flüssig-Waschmittel besteht oder der Mann seiner Freundin/Frau die schlechte Erziehung der Gören um die Ohren haut und die „Gören“ es sich derweil bei den Süßigkeiten gutgehen lassen usw. usw. Wobei das Schlangestehen an der Kasse nervig sein kann, aber wenn man dort steht und den Leuten zusieht und zuhört, kann es oftmals sehr lustig sein. GLG von der Pauline :-D♥
😀
Ich krieg immer einen zu viel,w enn die Leute zu zweit einkaufen. Er hält sich krampfhaft am Wagen fest, währedn sie versucht ihn einzubinden: „nehmen wir diesen – oder diesen Salatskopf?“ Ihm ist das egal, aber er schiebt das Ding hinte rihr her und träumt derweil. Träumt so intensiv, dass er sich quer in den Gang stellt, das Gesäß rausstreckt, dass auch garantiert keiner ohne Gespräch vorbei kommt.
Die weiße Frau, wie sie reagiert hat, weiß ich nicht. Ich hab gemacht, dass ich weggkomm. 🙂
Nicht weil ich mich geschämt habe, das nicht, aber ich war so in Fahrt, das glaubste nicht …! 😉
Oh, der Gedanke an diesen Post wird auch mich beim nächsten Einkauf-mit-Kindern begleiten… Samstagmorgens müssten die Supermärkte eigentlich ausschließlich für berufstätige Eltern öffnen. Kann man das nicht mal einrichten?
Ich bin absolut dafür!!