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Verlaust und zugesprüht

25. Juni 2013

Gemeine Laus-Parasiten machen vor nichts halt. Ganz gleich, ob wuschelige Kopfbehaarung oder Blumenkasten: Die Laus haut drauf. Hinterrücks fällt sie in Scharen ein und heckt wie ein Karnickelstall. Da sie deutlich kleiner, geht das mit dem Nachwuchs auch viel schneller.

Vor vier Wochen stürzte so ein verlauster Staat in mein kleines Kirschbäumchen. Vielleicht handelte es sich nur um ein Versehen – allein sie blieben.
Mensch guckt sich das ein paar Tage an. Es dauert ihn, mit anzusehen, wie die zarten Triebe einschrumpeln, furchtsam zurück zum Stamm kriechen und schließlich eine unreife Kirsche nach der anderen einen pockigen Stil bekommt. Ameisen finden das gut und wandern geordnet zum Melken.

Ich finde das aber nicht gut. Immerhin reden wir von meiner ersten Ernte!
Früher zermalmte ich die Läuse zwischen den Fingern. Im Alter werde ich irgendwie zu weich für das Gematsche aus Innereien. Mit jedem Kind ein ganzes Stück fürsorglicher (Gottseidank habe ich nur zwei).  Aber einerlei, die Viecher müssen weg!

Was tun?
So man keinen Rat weiß, fragt man das Internet.

Zuerst las ich, Mensch soll Spülmittel draufgießen.
Das verwarf ich sofort, weil wenn die Kirschen hernach nicht schmeckten, könnte man sie gleich den Läusen lassen.

Bisschen weiter unten riet jemand, das lausige Gelumpe mit schwarzem Tee zu besprühen.
Die Idee gefiel mir. Bei mir daheim trinkt keiner schwarzen Tee, nichtsdestotrotz lagert eine doppelte Familienpackung Earl Grey im Vorratsschrank. (Was dabei rauskommt, wenn mein Mann einkauft)

Eine Kanne kochendes Wasser, 10 Teebeutel rein, abkühlen, aufspühen. Am Abend wiederholt und jeder, der am Baum vorbei ging, nahm die Sprühflasche und gab es den Läusen erneut.

Nichts passierte … Die Population jubilierte, die Ameisen waren schwer beschäftigt.

Am dritten Tag verlor ich die Lust und beschwerte mich bei meiner Blognachbarin und Gartenfee Sabine (http://ratzerennt.wordpress.com/).  Die wiederum besprach sich mit einer anderen Gartenfee und zack, klebten sie mir den ultimativen Lauskiller-Tipp an die Pinnwand: Marienkäfer-Larven zum Bestellen!

Das fand nicht nur ich saulustig!
Aber dann habe ich mich eingelesen: Ein Marienkäfer mampft im Jahr mehrere Tausend Blattläuse. Als Larve ist er besonders gefräßig. 30 Larven sind für 10 Euro zu bekommen. Super Idee: hauseigene Glückskäferchenzucht! Bestellte ich sofort. Die Mindestbestellmenge sollte reichen, der Baum geht noch in den Kindergarten.

Gestern, ich war auf meinem abendlichen Kontrollgang durch den Garten, komme ich auch am Kirschbaum vorbei. Erst wollte ich das Elend nicht schauen und konzentrierte mich auf den frischen Haufen Katzenscheiße. Auf dem Hinweg war ich mitten rein getrampelt. Aber dann guckte ich doch. Nanu, wo waren denn meine Blattläuse??

Ich bog die Zweige nach unten, um besser sehen zu können. Das glauben Sie nicht: keine einzige Blattlaus!
Entweder regnete es denen zu viel oder der Tee brauchte länger. Ich wendete und drehte und zupfte: nicht eine Mini-Laus! Nichts!

So sehr mich das freut – was gebe ich jetzt meinen gefräßigen Marienkäfer-Babys? Bestimmt reisen die morgen an.  Hat einer von Ihnen Läuse??

IMG_6151

From → Kolumnen

51 Kommentare
  1. Ich würde die Marienkäfer-Babys auf keinen Fall in der Nähe des Teichs aussetzen. Die fressen Dir den letzten Fisch weg, wenn die keine Blattläuse finden 😉

    • Meinen allerletzten, den verteidige ich!
      Der kommt in keinen Magen. Kein Reiher, keine Krähe und nix Vierbeiniges. Marienkäfer … haben die 6 Hammelbeine? Na, bald weiß ich es ganz genau. 🙂

  2. bayernpauline permalink

    Frag doch einfach die Nachbarn links und rechts, liebe Anke, ob seine/ihre Rosen usw. Läuse haben, meistens wandern die ja von einem zum andern, habe ich festgestellt. Dann kannst Du ihm ja Deine Marienkäfer-Babys verkaufen! Oder bei ebay usw. Ist doch wunderbar, dass Deine Kirsche wieder lausfrei ist! GLG von der Pauline :-D♥

  3. Zitat aus Deinem Text:“Mit jedem Kind (werde ich) ein ganzes Stück fürsorglicher (Gottseidank habe ich nur zwei).  Aber einerlei, die Viecher müssen weg!“
    DAS KANNST DU DOCH NICHT TUN!
    Die sind schon viel zu groß für die Babyklappe!
    Und außerdem: wenn das schon fürsorglich ist…!

    Davon abgesehen, scheinst Du das eigentliche Problem Deines Kirschbaumes übersehen zu haben: er hat massiven Grobi-Befall! Kein Wunder daß die Läuse geflohen sind! Das werden auch die Marienkäferlarven nicht in den Griff bekommen. Ich empfehle die Bestellung eines ausgewachsenen Krümelmonsters. Aber vielleicht funktioniert ersatzweise auch das Geflügelmädchen… Nach meinen Erfahrungen krümeln die auch ganz gut und wenn sie die Zicke raushängen lässt, hat Grobi keine Chance! Natürlich müsste sie für die Vertreibungsaktion mal ne Nacht im Baum sitzen… Aber damit hast DU ja scheinbar kein Problem…
    😯

    • Guck doch, was der für zarte Zweiglein hat, außer Kirschen, Blättern und Käfern trägt der nix. Das dicke Krümelding ist ein Käfer, das passt schon. 🙂

  4. frau, Du machst mich fettich … aber wenn Du offenen auges durch den garten gehst (so er mehr als 10qm hat …) findest Du BESTIMMP noch stellen mit marienkäferbedarf 😉

    • Ja, ich könnt sie aufteilen auf die Fenster und in die Blumenkästen setzen … Ich weiß nur noch nicht, wie futzelig die Larven sind. Können ja nicht so mächtig sein, bei Marienkäfern… Und was ist, wenn ich mal lüften will – kommen die dann alle zum Gucken??
      Ey, nur Stress …

  5. Es erinnert mich an die Sommertage bei meinen Großeltern. Um mich zu einem verantwortungsvollen Staatsbürger zu erziehen, ließ mich mein Großvater gerne seine Pflanzen nach Blattläusen durchstöbern. Pro Blattlaus gab es 30 Pfennig. Mit dieser Arbeit habe ich den Grundstock zu meinem Vermögen gelegt. Kannst du ruhig mal mit deinem Kind ausprobieren… (die Gier nach teuren Designersportschuhen wird Wunder bewirken…;-))))

    • Wie hast du denn die Blattlaus da heil runter gekriegt?????
      Ich kenne das mit den kleinen Raupen in den Stachelbeerbüschen. In ein Glas mit Spülmittel gekegelt und am Ende nachgezählt. So hab ich mir mal einen Bikini verdient. Heute bin ich in der Nahrungskette eins rauf, da lass ich machen 🙂

    • Mein Vermögensgrundstock ist aus Kartoffelkäfern entstanden. Die sind etwas größer und sammelfähiger. Blattläuse hingegen wurden und werden im Garten meiner Eltern immer noch schnöde mit BI58 vergiftet. Mal ganz abgesehen davon, dass so eine Blattlauskollonie z.B. in der Vorgartenhecke gar nicht durchweg abzusammeln geht.

      Die Idee mit den Marienkäferlarven hingegen finde ich gut.Generell ist es besser Nützlinge anzulocken. Die vernichten die Schädlinge dann ganz automatisch.

      • Bei Kartoffelkäfer habe ich eben erst mal nachgeguckt. Wir hatten früher Felder angrenzend und die wurden besprüht.
        Interessante Geschichte: Kartofeelkäfer gibt es erst seit den frühen 1940er Jahren in DL. Kamen per Schiff aus den USA.

  6. Da ist wirklich guter Rat teuer. Vielleicht lädst du die kleinen Larven mit zum Abendbrottisch, da wird schon was für sie abfallen 😉

  7. Anonymous permalink

    Auf jeden Fall so toll geschrieben,
    dass ich die von mir insgeheim erwarteteten Worte nicht antraf
    und nochmals lesen musste.
    Das beglückt. Sehr fein.

    • Dankesehr! 🙂
      Du meinst sicher ein paar Fluche.
      Iwo – ich hätte auch noch Kaffee sprühen können, das stand auch im Gartenforum. Kaffee trink ich aber lieber selber. 🙂

  8. Nein, anonym zu sein, das beliebt mir nicht…

  9. Ich nehm die Babys!!! Bitte!
    Irgendein Pflänzchen bei mir wird schon Läuse haben ggggg.

    Aber womit ich sie von meinen Chilipflanzen vertrieben habe:
    Mit einem Sud von frischem Tabak, einmal aufgesprüht und die Biester nahmen Reißaus!
    Reiche Kirschenernte wünsche ich!

  10. hahaha 🙂 aber die Idee ist gut mit den Larven…. hab heute nämlich auch eine Menge Läuse gefunden, just auf dem Muttertagsröschen von vor zwei Jahren, das in den Garten gesetzt wurde… Ich wollte es gerade pflücken als mir ein „iiiiiiiigitt“ entfuhr und ich schnell von dem Vorhaben wieder Abstand genommen habe.

  11. das hast du nun von deinen Viechereien *ggg* .
    Bisher habe ich Blattläuse mit einem Gemisch von Wasser und Spülmittel wegbekommen. Dafür nerven mich die Nacktschnecken. Mit der Gartenschere heranschleichen, durchschneiden und zack – weg 🙂
    Ein Tipp von Schwester Rabiata

    • Hilfä!
      Ist dir noch keine strafend durch einen Traum geschlichen? 🙂 Wenn die tatsächlich aus Italien aufgebrochen sein sollen, schaffen die weiter Wege. Man könnt sich ja auch die Polnischen Laufenten anschaffen … aber dann tritt man allerorts in Scheiße … Wie man’s anstellt, irgendwas ist immer! :-))

      • :-))) Wenn es nach meinem Gatten ginge, würden eine Ente und ein Minischwein unseren Garten zieren.
        Aber wir sind zu dritt dagegen, unsere beiden Dackedamen und ich lassen uns nicht umstimmen – basta!

  12. Einfach in den nächsten Kindergarten bringen. Da soll es auch immer mal wieder Läuse geben 😀

  13. Die Antwort von Ulrike könnte auch von meiner besseren Hälfte sein….:-) Die arbeitet im Kiga und weiß immer wieder von lausigen Zeiten zu berichten…. 😦

    • Ich dacht eimmer, wir sind gegen Kopflaus immun. Egal wie viele rundherum, bei uns juckte sich keiner. Doch vor zwei Jahren … Mensch, wir wären mit 30 Larven nicht ausgekommen! 🙂

  14. Ein Läusemangel? Das ist nun bizarr – soll ich welche per Post schicken? 😉 Habe auch einmal Marienkäfer im Gewächshaus ausgesetzt, nur blieben sie dort nicht lange und zogen weiter zu neuen Horizonten.

    • Eben habe ich eine bei Meersau Eddy aus dem Fell gezupft. Eine grüne Blattlaus. Die spinnt doch!
      Behalt mal deine Läuse, die fühlen sich sicher wohl … 🙂

      • Wusste gar nicht, dass die auch an Geschmacksverirrung leiden, haha…klar behalte ich meine, schliesslich brauchen unsere Vögel, Florfliegen etc. was zu mampfen 😉

      • Gut. Ich züchte derweil nach 🙂

  15. junaimnetz permalink

    Mein Mann – dem ich Deinen Text gerade lachend vorgelesen habe – hat unseren Hibiskus mit Marienkäferlarven gerettet. Du machst Dir echt kein Bild, WIE gefräßig die Larven sind:)) Sind aber das beste und biologisch einwandfreiste Mittel gegen die Läuseplage, daher… und bei der Wetterlage kann man fast davon ausgehen, dass eine Eurer Pflanzen schon demnächst wieder Läuse haben werden:( Daher, gut verteilen und hoffen, dass se genug zu fressen finden! und danke für den tollen Text!

    • 😀
      Dankeschön! 😀
      Bis jetzt ist keine Neue in den Kirschen, aber rundherum, egal wo ich hinschaue … Hast du recht, sies cheinen das Wetter zu lieben.
      Na, jetzt wissen wir ja, was zu tun! 🙂

  16. Sehr schön, bei uns sind Apfelbaum, Rosen und diverse andere Pflanzen befallen. Wir testen das umgehend.

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  1. Verlauste Stadt… -.- | Rainbringer's dear diary

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