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Alte Grillwurst

2. Juli 2013

Sommer und grillen, das gehört bei mir zusammen. Keinen Sommer: Gibt’s auch kein Grillgut. Aber damit geben wir uns nicht mehr zufrieden! Samstag hatte die bei mir daheim die Faxen dicke: Der Eine wollte sein Steak, der Andere versalzene Fackeln. Uns Frauen war es egal, Hauptsache gut durchgebrutzelt. Vom Himmel hätte fallen können was wolle – zur Not wären wir in die Garage gezogen.

Ich ging also am späten Nachmittag einkaufen. Wer denkt, zu dieser Zeit gibt’s nur leere Regale – von wegen! Dichte Grilltheken-Bestückung bei deliziöser Auswahl. Daheim verteilte ich eben auf Aluschalen, hatte mächtig Kohldampf, rief mein Mann: „Fertig gegrillt!“
„Hä?“
„Hier, guck, Wurst ist fertig!“
„Quatsch, ich hab doch gar keine gekauft …“
„Guck doch!“ In der Grillzange klemmte ein Klumpen und das Ganze wedelte dicht vor meinem Gesicht.
„Halt still, ich kann überhaupt nichts erkennen …“
Ich sage Ihnen weiter nichts! Pfui Teufel! Zwei grüne Würstchen. Kuschelig und dicht behaart.
Vor Wochen hatten wir schon mal dem Sturm gestrotzt, doch als dann der Regen losprasselte – klar, in solcher Hast kann man was vergessen.

Jedenfalls musste ich nun erst den Grill putzen!
Das dauerte. Mürrische Zweibeiner strichen mir um die Füße, wobei einer von den Nörglern nur halb so groß ist wie ich. Endlich fertig, die Köstlichkeiten auf dem Grill arrangiert, mein Mann schmeißt den Brenner an: Spuckt das Ding heftig und dann schweigt es. Gasflasche leer.

Die jungen Zweibeiner brüllten los. Das muss die Viecher im Wald bestürzt haben.
Ich fragte: „Pfanne?“
Der Pubi schnaubte missbilligend. Seine Geflügelschwester antwortete ebenfalls nicht. Stattdessen spurtete sie in die Küche und rappelte mit einer Schachtel Streichhölzer, als sie zurück kam. Mein Nachwuchs begab sich zur Wiese und errichtete einen Scheiterhaufen. Das Geflügelmädchen hüpfte durch die Büsche und zog trockene Äste raus, hingegen der Pubi sich am Holzstapel bediente. Wir ließen machen, mein Mann nahm sich ein Bier.

Eine Stunde später gab es endlich was zu essen. Der Wind pfiff und es war ziemlich kalt. Aber das Dornengestrüpp, das ist jetzt weg.

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From → Kolumnen

64 Kommentare
  1. Wieso putzt Grillmeister nicht den Grill??

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  2. einemuellerin permalink

    Das hört sich ja lecker an… Sei froh, dass Feuer auch die letzte fiese Bazille abgetötet hat, als Du den Grill eingeheizt hast.

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  3. Knut permalink

    Fürs grillen demnächst: Gegenüber hat es auch noch Dornengestrüpp und ähnliche Ästeleien 🙂

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    • Alles klar! 😀
      Und bei euch passt das Buschwerk gleich zusätzlich in den Grill. Wir bringen dann alles mit 😀
      (Hast du Samstag-Abend den Nebel gesehen? Jetzt weißt du, woher der kam 😉 )

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  4. bei Euch im haushalt fehlt dfinitiv eine katze (die lernt wann der grill genug abgekühlt ist zum rostsäubern 😉 ) oder warum mußtest Du den grill erst putzen? gute blagen, praktisch veranlagt.

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  5. Sehr schön! Ich hab gebraucht, bis ich verstanden hab, dass ihr mit Gas grillt…. hab wirklich gegrübelt, warum die Kinder denn Holz sammeln, um Feuer zu machen, wenn sie doch „nur“ die Grillkohle anzünden müssen *lol*

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  6. antagonistin permalink

    Ich sollte hier nicht lesen, während ich in ein Käsebrot beiße. Ich hatte leider keinerlei Probleme, plüschig-grüne Würstchen zu visualisieren. Nun ist mir seltsam. 😮

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  7. Also, was in meiner Heimat Chengdu – Hauptstadt der Pandas- alles auf den Grill kommt, Schwestern und Brüder, ich sage jetzt mal nichts weiter.

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  8. Stimmt, eine alte Märchenhexe hätte sich bestimmt für das knusprige Gefügelkind entschieden. Oder neudeutsch: „Einmal die 72, süß-sauer, zum Mitnehmen.“ *lach-und-wegduck* 🙂

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  9. Anonymous permalink

    Absolut köstlich. Den Text meine ich…

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  10. Ich finde den Helvetismus „grillieren“ schöner 🙂

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  11. Also, wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat der temporäre Futterentzug beim Jungvolk zu unerwartender Hege und Pflege des Gartens geführt. Radikale Taktik. Aber wenn´s schön wird…

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  12. Kinder die wissen wie man RICHTIG grillst.
    Meinem Grillmeister käme nie ein Gasgrill ins Haus.
    Aber das Gitter putze ich, sicher ist sicher!

    Auf jeden Fall stelle ich mir euer Grillen wirklich sehr nett vor!

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  13. KÖSTLICH – und damit meine ich keine behaarten grünen Würste… (Wat’n ekliges Kopfkino…… *AAAAAAAAARGH*)

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  14. igitt, grüne Würstchen mit Pelz.
    Erst dachte ich, da ist Bärlauch drin… Aber Pelz, neee der kommt nicht gut an.
    Die jungen Leute wußten sich also zu helfen, das ist ja cool.

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  15. Das Grillen und das Grill putzen überlasse ich ausschließlich dem Göttergatten, ich fühle mich für die Beilagen zuständig. Bisher hat das prima geklappt 🙂

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  16. So, wir grillen jetzt… Für mich KEINE Wurst – nur FLEISCH!! :p
    😉

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