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Kulinaren aller Länder, erwehrt Euch!

5. Dezember 2013

Nur Stunden vor dem ersten Advent fragte ich meine Mannen: „Wie schaut’s aus, wer backt mit Plätzchen?“
Alle begeistert, das wird eng in der Küche …

Als der Teig malträtierfertig dalag, waren zwei Drittel meiner Unterstützer verschwunden. Nur mein Geflügelkind harrte mit ungebrochener Begeisterung vor dem Tresen aus.

Wir Frauen arbeiteten hart. Während wir das letzte Blech aus dem Ofen bugsierten, tauchen die Verschollenen auf. Als sie sich endlich trollten, passten die verbliebenen Gaumenschmeichler in die Dose.

Nächster Tag, ich komm heim: Dose leer!

Dafür stand auf dem Tisch, dort wo sich Pubi gemeinhin breit macht, eine vulkangleiche Aufschichtung von Grünkohl. Ein Kasseler-Kotelett ragte aus den Krater.

„Was soll das?“, fragte ich.

„Kein‘ Hunger.“

„Warum packst du dann den Teller so voll?“

„Erst beim Hinsetzen bemerkt …“

Da er letzte Woche schon keinen Kohldampf schob, fand ich es angebracht, ein Gespräch über Nahrungsmittel zu führen: „Du weißt, dass für dein Kotelett ein armes Schwein sein Leben ließ?“

„Ein schlachtreifes Schwein“, prustete mein Pubertikel los, „wiegt 100 kg!“ Er spießte das Kotelett auf und fuchtelte damit herum. „Ist leichter.“

„Eine Idee, wie sich das Schwein vom Kotelett trennte?“

Pubi stilisierte die Hand zu einem Messer und säbelte an seinem Hintern rum.
Aber wenigstens wurde ihm dabei klar, dass seine Mutter nicht behauptete, es läge eine ganze Sau auf dem Teller. „Kennst du eigentlich Protestschweine?“, lenkte er ab. „Die bringen bis 350 kg auf die Waage.“

„Dir helf ich gleich!“, herrschte ich den Kerl an.

„Dänische Protestschweine“, feixte Pubi, „sehen aus wie die dänische Flagge. Rot mit weißen Streifen.“ Er zückte sein Smartphone: „… Ende des 19. Jahrhunderts durfte die dänische Minderheit um Husum ihre Nationalflagge nicht hissen. Sie protestierten, indem sie diese Schweine züchteten und durch die Gegend sauen ließen. Gerne im Vorgarten“, fasste er zusammen.Seine Nachbetrachtung: „Eine Dänin bist du offensichtlich nicht …“, überhörte ich und klopfte ihm anerkennend  auf die Schulter.

„Und was ist hier passiert?“ Ich hielt ihm die leere Plätzchendose unter die Nase. Musste er nicht meinen, dass mir sowas über dem Schweine-Exkurs entfiele.

„Habe ich auch protestiert.“

„Wogegen diesmal?“

„Keine gescheiten Süßigkeiten zu finden! Im ganzen Haus nicht!“

Geflügel flatterte die Treppe runter: „JUHU, WIR BACKEN WIEDER!“ Dann legte sie ein Fingerchen an den Mund  und flüsterte zum Ausgemergelten: „Sei anständig brav, Freitag kommt der Nikolaus!“

P1090950

From → Kolumnen

50 Kommentare
  1. Oh ja, der Nikolaus kommt schon ganz bald!
    Bei uns in der Schweiz heisst der übrigens „Samichlaus“ :))

    Lass dir liebe (und brave) Grüsse da!
    Mirjam

  2. Aber diesmal muss sich Pubi bestimmt am Backen beteiligen – als Sühne! Oder?

  3. Wär ich der Nikolaus, würd ich dem Pubertikel ein Stoffschweinchen in den Schuh legen. 😉

    • Er wünscht sich dringlich eine dieser Jogging-Köttelhosen. Wo der Hosenboden sich in den Knien austariert. Wäre noch nicht schlimm, wollte er damit nicht auf die Straße …

      • … oder in die Schule. Da krieg ich regelmäßig die Krise. 😉

        Hat er sie denn bekommen?

      • Jep. Und turnt damit durch die Schule. „Ich hab noch nie so ne gemütliche Hosen gehabt!“
        Nikolaus hat an Eltern, Lehrer und Passanten gedacht: Jogging: ja – Köttel: nein. 😉

  4. Schönen Advent wünscht Ihnen das Team von DEEZ! 😉

  5. Bei mir war heute nur zweimal der Krampus!
    Dabei esse ich immer auf!

    Ich verstehe es nicht 😦

    Dein Geflügelmädlchen hätt ich zu gern mal in meiner Küche zum Helfen 🙂

  6. So schön bunt! Ich habe dieses Jahr die Weihnachtssausstecher boykottiert und Ampelmännchenausstecher genommen 😀 Freue mich schon auf die Gesichter beim Verschenken 😀

  7. Ich habe letztes Jahr so gut die Kekse vor der Bande versteckt, dass sie verschimmelt sind. Ich hab sie einfach nicht mehr gefunden…

  8. Pauline permalink

    Das Geflügel ist zu, zu niedlich, wenn die neben mir gestanden hätte, als sie den letzten Satz von sich gab, ich glaube ich hätte sie fast zerdrückt vor Entzücken! Olle Ommas dürfen das! Geflügel ist einfach zu goldig! 😀 Ich glaube wir wissen, warum Pubi kein Kohl und Kassler essen konnte, ne? 😉 Wird Zeit, Plätzchen-Nachschub zu backen. Schönen Abend noch, liebe Anke und GLG von der Pauline ♥♥♥

    • Genau, herzensgut ist das kleine Ding. 🙂
      Deswegen hat eben der Nikolaus feinen Tisch gerichtet. Dem Pubi auch 😉
      Die Dose ist übrigens schon wieder fast leer. Morgen müssen wir wieder ran. Verzieren unnötig!

      • Pauline permalink

        Da werden Pubi und Geflügel sich mächtig freuen, dass der Nikolausi was Feines gebracht hat! 😀
        Du solltest Dir vielleicht eine XXXXXL-Dose für Kekse anschaffen, dann ist die nicht so schnell leer 😀
        Natürlich wirst Du Deine Kekse trotzdem verzieren, so nackelig wirste die nicht hinstellen! Viel Spaß weiterhin beim Backen, liebe Anke 😉 GLG von der Pauline ♥♥♥

      • Nix da, alle zwei Tage Nachschub produzieren langt. Heute ist es wieder soweit. ich bin ein armes Schwein …

      • Pauline permalink

        Pass bloss auf, dass Du nicht auf Pubis Teller landest, Du armes Schwein 😉

      • 😀
        Ich werd für sorgen, dass wir diesmal mehr Schweinderl ausstechen!
        (Auch wenn die eher aussehen wie eine kleine Meersau …)

      • Pauline permalink

        Viel Spaß dabei, liebe Anke! Wünsche Dir noch einen schönen Meersau-Ausstecher-Tag 😉 GLG von der Pauline ♥♥

  9. *schmunzel* *schmunzel*

  10. nixe permalink

    Wenn man laut grinsen könnte, dann würde ich das jetzt machen *griiiiins*
    Ich hätte da noch ein Rezept: Wespennester ..sehr lecker

  11. Ohohoh. Ich habe schon früher die Plätzchen immer weg geschlossen *feix* Nein, das stimmt natürlich nicht. Ich habe im Laufe der Jahre Rezepte zu meinen Lieblingen gemacht, die eine schnelle Zubereitung und damit schnellen Nachschub garantieren. Erst in diesem Jahr, beide Kinder sind längst ausgezogen, habe ich mich mal wieder an Pfefferkuchen gewagt.

    • Minimalismus, genau, den habe ich auch. Keine umständliche Ei-Trennerei oder so, nur Butter, Puderzuckern und Mehl. Schneller gehts nicht. Meine Bremse heißt Henderl. 😉

      Pfefferkuchen – oha!

  12. Das mit den sich in Luft auflösenden Backhelfern kenn ich doch nur zu gut. Bis der Teig fertig zubereitet ist, legen alle Hand mit an. Dann soll der Teig etwas ruhen. Prima – Zeit um das Küchenchaos etwas in den Griff zu kriegen. Aber ach, plötzlich gibt es jede Menge Kleinigkeiten, die schnell zu erledigen sind. Und ist das Schlachtfeld in der Küche endlich beseitigt und hat der Teig „ausgeschlafen“, dann findet sich plötzlich im ganzen Haus kein Helfer mehr, der Lust hätte, die Backwaren auszustechen oder zu formen. Erst wenn dann die ersten fertigen Plätzchen aus dem Ofen kommen, lockt der Geruch sie alle wieder aus ihren Löchern hervor – aber nur so lange, wie ich nicht verrate, dass die süßen Leckereien auch noch verziert werden müssen. Schwups, und schon sind sie alle wieder verschwunden.

  13. Die Plätzchen sehen aber lecker aus!!! Ich muss dringend mal backen…

  14. Den Gefällt-mir-Button hatte ich bisher nur auf FB geklickt. Ich finde ja, doppelt hält besser 😉
    Hab heute auch fein gebacken und lege jetzt meinen dicken Plätzchenbauch aufs Sofa… hehe…

  15. Vielleicht sollten wir deinem Pubertikel mal diese Gesellen hier vorbei schicken:
    http://freidenkerin.com/2012/12/07/einen-uralten-berchtesgadener-brauch-teil-2/

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