Feuerfeste Haare
Letzten Samstag war ich auf einer Veranstaltung, drinnen wurde geraucht.
Ich hatte ganz vergessen, wie es ist, an der Bar auf die Hände der Nachbarn zu achten. Wenn einer die Fluppe abspreizt und ausschweifend gestikuliert – nicht blöd vorsichtig zu sein.
Ich hatte mir jedenfalls den Skalp einer Untoten besorgt. Weißgepuderte, aufgetürmte Korkenzieherlocken an gestrickter Ersatzkopfhaut. Feuerfest, stand auf der Verpackung. Getestet habe ich es nicht, weil kaufen Sie mal Samstag Abend eine neue Frisur! Während Sie noch durch die Stadt tigern, schiebe ich Ihnen ein paar Infos auf den Monitor: 27 Prozent unserer Mitbürger schmauchten im letzten Jahr. Im Schnitt quarzte jeder von ihnen 6.045 Kippen. Mit solchen Zahlen kann sowieso keiner was anfangen, deshalb runtergebrochen auf einen Tag: 16,6 Ziggies pro Lunge.
Nichtraucher werden statistisch übrigens unterschieden in solche, die nie geraucht haben (54%) und Ex-Raucher (19%). Ich gehöre zur letzteren Gruppe. Schon ewig her. Gute fünfzehn Jahre. Und dabei wollte ich damals nicht mal aufhören!
Eines Tages stoppte mein Boss smoking. Am folgenden Tag war er zickig. Am übernächsten legte er mir wortlos ein Buch auf den Schreibtisch: Allan Carr, „Endlich Nichtraucher!“ Und noch einen Tag drauf hatte ich Grippe. Die war so vollendet – ich konnte nicht mal rauchen. Aufstehen ging auch nicht; aber das Buch lag auf meinem Nachttisch. Da habe ich es halt irgendwann gelesen…
Allan Carr hat weitere Rauchabschwörer verfasst: „Endlich Nichtraucher – für Frauen“, weil die ja anders ticken; „Endlich Nichtraucher – der Ratgeber für Eltern“, weil Jugendliche erst recht… – Lassen wir das! Dann noch eins für Lesemuffel und eins für solche, die trotz bester Vorsätze irgendwann rückfällig werden.
Allan Carr lebt leider nicht mehr. Er ist 2006 gestorben. 23 Jahre nach seiner letzten Zigarette – an Lungenkrebs.