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Wer sein Ding liebt …

8. Mai 2013

Wider Plan hockte ich Freitagnachmittag mit einer Kindergartendelegation am Spielplatz. Von den herzigen Kleinen war durch den dicken Nebel, den gequirlter Sand in Trockenperioden erzeugt, nicht viel zu erkennen – da aber keiner wie angestochen MAMAAA brüllte und sich auch keiner beschwerte, müssen sie zufrieden gewesen sein.
Wir Großen fläzten auf zwei Bänken und nach kurzem Stuhlkreis über die Ableger und den Alltag, landete das Gespräch flugs bei den Gebrechen. Nun ist es so, dass ich das Altersmittel dieser Runde durchaus pusche. Da waren nicht mal alle Ü30. Aber zum einen begleiten manchmal auch Großeltern die StammhalterInnen, und im Übrigen habe ich ein Pubertikel. Das birgt deutlich mehr Stoff für Lamento als alle Krankheiten zusammen! So habe ich mich bei den Siechen auch schön rausgehalten und als die Küken von Rückenschmerzen klagten und Leid, das morgens ins linke Bein kraucht und in der folgenden Nacht ein Bein weiter zieht, nur zugehört. Der sehr junge Opa auf der ersten Bank feixte: „Was wisst ihr schon von Schmerzen!“ Das andere Ü40 war klettern gegangen.

Meine Lieben kamen dann auch schnell auf den Trichter, dass mehr Sport die Sache richten müsse, weil die Muskulatur et cetera. Da habe ich mich wieder rausgehalten, weil man ist ja durchaus altersweise und fragt sich immer öfter, wieso man’s im Kreuz kriegt, wo man doch fast täglich was rumsportelt.
Nehmen wir die Kaiserin Elisabeth-Sissy (die richtige, nicht Romy Schneider!): Die war völlig der Leibesertüchtigung ergeben. Trotzdem zwangen sie mit vierzig die kehrseitigen Leiden aus dem Sattel, woraufhin sie alles verkaufte. Pferde, Ställe und die Sättel auch.

Als ich Sonntag in später Frühe aus dem Bett sprang, knackte mein Rückwärtiger leicht und ich hatte Kreuz. War jedoch noch nicht schlimm und so ließ ich die Finger vom Kirschkernkissen. Montagfrüh bereute ich das und saß kuschelig bei 26 Grad Außentemperatur mit Heizkissen am Schreibtisch.
Früher Nachmittag – Mutters Aufwärmorgie hatte angeschlagen – will sie ihr kleines Mädchen mit dem Rad vom Kindergarten abholen. Auf zwei Drittel der Strecke macht es plötzlich PAFF! – hinterer Reifen platt. Nun besucht das Geflügel nicht etwa einen Kindergarten um die Ecke. Nein, nach Umzug mochte es gern im 14 km entfernten Kinderhort verbleiben.

Blick auf die Uhr, schnell kehrt gemacht und dann bin ich Kilometer für Kilometer immer fröhlich bergan heimgelatscht. So ein Tandem ist ein flinkes Geschoss – aber wehe, wenn es luftleer! Dann wird das Ross zu irgendetwas schwer beweglichem aus dem Straßenbau. Rüttelmaschine oder so.

Weil ich in unbekanntem Gebiet abkürzen wollte, beschritt ich eine langgezogene steile Anhöhe und stand auf einmal mitten auf dem Schulhof vom Pubertikel! Es ist jetzt nicht so, dass ich das Übel nicht bereits ein paar Meter vor dem Kamm befürchtete – immerhin hatte ich weiter unten ein paar Mädels nach eventuellen Treppen auf meinem Weg gefragt und die sprachen von einer Schule oben am Berg – aber was weiß denn ich, wieviele Schulen es in der Gegend gibt.

Es spangen auch genügend Halbwüchsige über das Gelände – die anderen saßen drin und sollten lernen. Taten sie aber nicht mehr, als ich an den Glasfronten vorbeiwanderte. Habe ich also nett gegrüßt und mich nochmals beglückwünscht, dass bei uns der Vater den Kontakt zur Schule hält. Und natürlich habe ich mir intensiv gewünscht, dass des Pubertikels Klasse zur anderen Seite raus im Unterricht hockte. Nur weil Lehrer einen nicht kennen, bedeutet das nicht Gleiches für Schüler.

Ich will jetzt nicht weiter jammern! Das siamesische Eisenpferd und ich erreichten nach einer Stunde den Stall. Heute habe ich saumäßig Kreuz und weil das nicht langt: Beine habe ich extra noch. Das Pferd, das ist bis auf Weiteres ein Intensivpflegefall – und der Pubertikel braucht mir nicht noch mal kommen, die Bahn sei ausgefallen, dessentwegen er nicht zu Fuß könne und dergleichen Blödsinn!

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From → Kolumnen

13 Kommentare
  1. Joerg Gross permalink

    Hat mir gut gefallen … 🙂

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  2. großartig!
    ich habe keinen siamesn, nur einen einzelkämpfer und trotzdem, sobald die luft sich auflöst – beine sind pedalbediener – kommt das ziehen von ganz alleine.

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    • Die verspotten mich hier alle, weil ich noch nicht von dem Notfallmittel gehört habe, welches man bei luftraus in den Reifen jagt. Wenn’s das gibt, habe ich das bei jedem künftigen Ausritt dabei! 🙂

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  3. Alle Artikel, in denen Radfahrer schlecht wegkommen, lese ich mir gleich zweimal durch. In Berlin erlebe ich hier täglich die Hölle… mit EUCH…;-)

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  4. Wenn ich mit meinem Auto neben dir herfahre und dich zornig anbrülle, dann wirst du es schon verstehen. Komm ruhig mal nach Berlin… Ich warte hier schon auf dich… hörst du es? *wrruummmmwrummmm*

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    • Mit dem Auto brauche ich 18 Minuten, mit dem Bike 23. Da fahre ich nämlich anders. Will sagen: Du wirst nicht schneller ankommen als ich. 🙂
      Der Schleichweg ist das Ziel, weißte doch 😉

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  5. Trudi permalink

    Falls immer noch Kreuz, gute Besserung.
    Ich habe ja immer ein Reparatur-Set dabei, wenn ich mit dem Rad auf Achse bin. 🙂

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