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Buchsbaumzünsler: Ein SchmorGericht

19. September 2017
Nehmen wir uns doch mal eine der jüngeren Plagen vor: Buchsbaumzünsler!

Über die Fakten brauche ich Ihnen nicht viel zu erzählen, Sie sind im Bilde. Mittlerweile hat sich die Invasion der aus Asien eingeschleppten gefrässigen Falterraupen bundesweit ausgebreitet. Sollte doch einer der hochgeschätzten Leser nicht verstehend die Stirn runzeln: Keine Sorge, es dauert nicht mehr lange.

Innerhalb nur eines Jahrzehnts gelang es den Scheißviecher, fast die gesamte deutsche Buchsbaumpopulation auszurotten.
Mit der Heimsuchung gingen wir alle unterschiedlich um: Ich zum Beispiel las die Raupen im ersten Jahr von den Blättern ab und zermalmte sie zwischen zwei Bruchsteinen. Weil man so viele gar nicht einsammeln kann, wie neue nachkamen, spritzte ich im zweiten Jahr Gift und im dritten schließlich gab ich auf.

Eine meiner Nachbarinnen rückte im ersten Jahr mit dem Kärcher gegen die Invasoren vor, im zweiten wechselte sie auf kochendes Essigwasser – und im dritten Sommer gab sie ebenfalls auf.
Wir hatten groß gekämpft und doch verloren.

Bei meiner Freundin Carmen mit altem Zierbuchsbestand verhielt sich die Sache ein wenig anders: In unserem Jahr Null hatten es die Zünsler noch nicht bis zu ihr in den Taunus geschafft und so schaute Carmen angstvoll zu uns ins Ruhrgebiet. Bei ihr fielen die Ausgeburten dann erst im Sommer darauf ein. Somit befindet sie sich im Augenblick im zweiten Jahr der Besatzung. Sie spritzt alle paar Wochen ein Zeug, was der Gärtner ihr empfohlen hat. Wie es dann im verflixten dritten Jahr bei ihr weitergeht, werden wir sehen.

Auf unserem Grund und Boden lief es sich jedenfalls so, dass mein Mann im Frühjahr die Faxen dicke hatte und die Gerippe unserer ehemals wohlgeformten Buchse einen nach dem anderen herausriss und in die braune Tonne entsorgte.
Entweder muss ihn dabei das Wetter überrascht haben oder er war schlicht von der Arbeit erschöpft und emotional angegriffen – er übersah eine Kugel. Die wuchs früher satt und grün und zufrieden auf dem Dach des Häuschens der Mülltonne.

Natürlich fiel mir beizeiten auf, dass der Bux-Torso mit der Herbstbelaubung noch dort rumkrakelte – aber meistens wollte ich entweder gerade gehen oder ich kam heim. In beiden Fällen war ich adrett gedressed und obendrein in Eile.
Die Sache zog sich also. Über den ganzen Sommer.

Am Wochenende entdeckte ich in einem Gartenratgeber die ultimativen Anti-ZünslerKampftechnik. Ökonomisch und biologisch einwandfrei noch dazu. Sie lautet wie folgt:

Stülpen Sie einen schwarzen Müllsack über Ihren Buxus!
Schnüren Sie unten fest zu!
Lassen Sie die Mittagssonne machen!

Klingt banal?
Unter dem schwarzen Sack würden sich die Temperaturen auf 60 – 70 Grad aufheizen. Die Raupen würden gegart; den Bäumchen hingegen schadete die Hitze nichts, die könnten das ab.

Da klang so unheimlich logisch, dass ich sofort euphorisierende Begeisterung verspürte. Sogleich fiel mir mein vergessenes Gerippe ein und ich stattete ihm auf seiner Mülltonne einen Besuch ab. Mein Ziel war es, herauszufinden, ob die gefräßigen ZünslerRaupen auf dem Weg zum winzigen Schmetterling genug Leben ihn ihm gelassen hatten, damit sich die Prozedur lohnte.

Hocherfreut stellte ich fest, dass zur Hausseite ein neues zartgrünes Blättlein spitzte. Doch drei fette, frech grinsende Raupen waren bereits im Stechschritt unterwegs zum jungen Grün. Eile war also geboten. „Euch werd ich‘s zeigen!“, knurrte ich grimmig.

Weil die Kugel für einen normalen Müllsack zu groß gewachsen war und ich außerdem vermutete, dass die kahlgefressenen Zweige sowieso tot wären, beschloss ich, die Gebeine kurz über dem Boden wegzuscheiden. Der geplagte Bux könnte dann in Ruhe neu austreiben und müsste sich nicht mit dem Totholz herumschlagen. Deshalb verstand ich auch nicht, wieso er das nicht mochte und sich tapfer gegen die Schnippelei wehrte.

Hätte er mal lieber bei den gefräßigen Viechern so herumgezickt!

Sei es, wie es wolle: Mit zwei Blasen an den Fingern obsiegte ich.
Anschließend zog ich dem Rasierten einen schwarzen Sack über den Schädel und schnürte unten am Hals fest zu, um das mal als Bild darzustellen.
Ich war gerade fertig, zupfte eben noch das Schleifchen vom gelben Band in Form, verdunkelte sich der Himmel.
Erst dachte ich mir nichts dabei, sondern war nur erfreut, dass ich beim Aufräumen nicht schwitzen würde. Doch dann blinzelte ich nach meiner Verbündeten: Clara hatte sich mit grauen Wolkendaunen zugedeckt. Nun gut: Dann mach deine Arbeit halt morgen. Ich nickte ihr freundlich zu und beeilte mich, ins Haus zu kommen, denn mich fröstelte bereits.

Das ist jetzt zwei Wochen her. Seit mein Bux den Sack über dem Kopf trägt, leben wir im Herbst. Es regnet, es stürmt, die Sonne hat sich verkrochen.
Bin ich jetzt etwa Schuld am Wetter?

From → Kolumnen

86 Kommentare
  1. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Raupenschmorer bei entsprechendem Wetter funktioniert. Der Pflanze dürften heisse Temperaturen nichts ausmachen, die wächst ja schliesslich auch im Mittelmeerraum.
    Gibt deiner Mülltüten-Skulptur noch eine Chance!

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  2. Ich kenne die Viecher auch. Das mit dem Plastiksack kenne ich ebenfalls. Man soll die Säcke aber über Nacht wieder entfernen. Nur über Tag wieder drüberziehen. Die Viecher vertragen die Hitze nicht und der Buchsbaum braucht mal Luft. Verbrennen soll er ja nicht. Angeblich hilft es aber.

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  3. Das mit dem schwarzen Sack ist eine vielversprechende Idee, eigentlich. Aber unsere drei Buchsbäume sind über 50 Jahre alt, so große Säcke gibt es gar nicht …
    Ansonsten bin ich erst im zweiten Jahr, habe also die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Ich schneide die Viecher mit der Gartenschere entzwei. Auch nicht nett. Aber eigentlich will ich auch nicht nett zu den Viechern sein.

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    • Ja, eben, sie fragen dich ja auch nicht.
      es gibt doch diese derben Planen für draußen, zum Beispiel um Holz abzudecken. Die sind grün oder blau. Wenn es ganz hart kommt, könntest du ja eine schwarz anpinseln. (Nur für den Fall …) 😉

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  4. Mallybeau Mauswohn permalink

    Liebe Zünslerin!
    Es klingt so banal, diese Methode mit dem schwarzen Sack. Aber man stelle sich mal vor, das funktioniert auch im Bundestag. Allen einmal ein Plastikhäubchen überstülpen, schmoren lassen und nach einer gewissen Garzeit sind die Dummheiten aus den Köpfen der Politiker entschwunden. Aber ob das jetzt noch so kurz vor der Wahl hilft? Und das Wetter spielt ja auch nicht mit. Frau Goodword, wir haben ein Problem!
    Herzliche Grüße von einer zünslerfreien Alm
    Mallybeau 🙂

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  5. Auch in Wien hat der Zünsler einst gewütet – eh schon länger her – ich „gab“ auf – jetzt gibt es stattdessen Lavendelsträucher. Die Höhe des Strauches ist bei mir nicht so sehr relevant… Die Strategie mit dem Sack gefällt mir 🙂

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    • Ich habe gegen Zwergstechpalme ausgetauscht. Schaut aus wie Bux, verhält sich auch ähnlich, nur etwas krakeliger.

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      • Das macht natürlich Sinn, der sieht ja wirklich ähnlich wie der Bux aus… Bei mir war der Bux unter den Rosenhochstämmchen – der Lavendel macht sich dort nun auch breit, und tut gut.

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      • Und obendrein riecht er gut! 🙂
        Ich habe mit Lavendel leider kein Glück. Die Blätter sehen immer aus, als wenn kleine Milben drin herumfressen würden. Trotzdem habe ich zwei – und hoffe jedes Jahr, dass sich das mit den Viechern gibt.

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      • Tja der Duft hat was, und Bienen und Hummeln werden auch angezogen… Beim Lavendel gibts verschiedene Sorten – ich habs am Anfang pragmatisch gesehen – Lavendel Angebot? OK gekauft, fertig. Ewtas später kam ich erst darauf: Ich hab das Glück einen Lavendel und Feigenbaum Bauern in der Nähre zu haben. Der hat mich beraten, und gab mir eine Sorte welche – aus meiner Sicht – sehr schnell wuchert. Die Frage welche Sorte das nun ist – öööhm hab ich vergessen 😐 sorry.

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      • 😀
        Ok, verstehe. Ich kaufe im Frühjahr einfach noch einen und vielleicht passt der dann. Gute Idee! 🙂

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      • Bitte Schön & alles Gute ! 🙂

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  6. Ich werde den Tipp jedenfalls an meinen Nachbarn weitergeben, der den Kampf noch nicht verloren gegeben hat. Danke!

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    • Super!
      Ist zwar gerade mit dem Wetter schlecht, aber die Raupen hören ja dann auch auf. Man muss nur nächstes Frühjahr rechtzeitig daran denken. Sag das deinem Nachbarn noch dazu! 🙂

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  7. Ich kenn die Kollegen noch gar nicht 🤔… meine Bäumchen sehen toll aus (glaub ich). Jetzt bekomme ich es mit der Angst zu tun… aber mir wurde ja zum Glück auch schon gleich die Lösung in Form des Schmorgerichts „serviert“. Vielen Dank dafür.

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  8. Nun ja, noch etwas Geduld. Manchmal traut sich die Sonne und wärmt noch ganz gut.
    Meine Bäumchen habe ich vor Jahren entsorgt und pflanze stattdessen Blumen in die Tröge.
    Gutes Gelingen 😊😊👍👍

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    • Eben. Entweder kommt noch was, oder ich ziehe ihn nächstes Frühjahr wieder drüber. 🙂
      Mir sagt das mit den Buxen im Kübel deswegen so dermaßen zu, weil man sich um sie nicht kümmern muss. Sie sind so genügsam. 🙂

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      • Ja, deswegen hatte ich sie auch in Kübeln an der Eingangstreppe. Nun pflanze ich zu drei Jahreszeiten. Kostet Geld und Arbeit 🙄😶

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      • Ja, stimmt.
        Was macht eigentlich den Rücken? Ist ja bald Oktober …

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      • Gestern beim Doc gewesen. Heute in der Klinik angerufen. OP am 8.Oktober. Der Doc ist bis zum 22.10.im Urlaub und operiert nur Mittwochs.
        Noch einmal MRT machen lassen.
        Reha kann, muss aber nicht.
        Ich werde sie aber machen, da wir hier nicht so gute Physiotherapeuten haben….leider.
        Ich bin froh, wenn die Schmerzen hoffentlich bald ein Ende haben.
        Nach der OP ist es natürlich noch schlimmer, aber es gibt dann Morphium 😫😣 man kommt aber gut davon runter. Hoffentlich klappt die OP. Da wird eine Menge gemacht…ohoh. Ich schlafe ja…zum Glück. 🤔🤔

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      • Oh jehohjehohjeeeeehhhhhh! :-O
        Reha würde ich auch auf alle Fälle zu raten!
        Ich mag mir das gar nicht vorstellen, wie du das jetzt seit Monaten aushältst …
        Ich drücke dermaßen die Daumen, dass die OP gut verläuft und den gewünschten Effekt erzielt!!! ❤ ❤ ❤

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      • Oh ja, kann ich gut gebrauchen. Ich halte es ohne Opioide nicht aus.
        Gibt gute und weniger gute Tage.
        Leider kann ich wenig tun. Kein Garten. Leichte Hausarbeit und fürs Büro Homeoffice.
        Viel Bewegung ist auch gut.
        Wird schon „hoff“ 💕💕

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      • Ich drücke die Daumen!!

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  9. Ach daher das Wetter 😉 Von dem Trick habe ich auch gelesen, aber dabei stand, dass man das im Sommer macht und dann mehrmals, weil Hitze zwar den Raupen schadet, nicht aber den Puppen. Also runter mit der Tüte, ich will endlich wieder Sonne ;-P

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  10. Ja, mit diese Mistviechern, hatten wir auch diesen Sommer zu kämpfen!
    Jetzt sehen alle Bäumchen fast nur noch nackt aus.
    Echt die Hölle, diese Kreaturen. 😠

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  11. Deine Überschrift ließ mich ganz vorsichtig an den Artikel herangehen – ich nahm das „Schmorgericht“ wörtlich und mir wurde schon vorher schlecht. Anke im „Holt-mich-hier-raus-Camp“!!!!!

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    • 😀 😀 😀
      Ich kann nicht mehr! 😀

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      • Was weiß ich, was Familienkochmeisterinnen sich einfallen lassen, um Abwechslung auf den Tisch zu bringen. 😉

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      • Da hast du allerdings recht. Im Kinderfernsehen beispielsweise wurde uns letzte Woche mehrfach aufgetischt, dass Insekten das Superfood der Zukunft sind. Und in der Schweiz beispielsweise könne man jetzt schon gegrillte Insektenburger bekommen …
        Äh … brrrrrrrrrrrrrr

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  12. Schau mal auf mein Blog. Unter dem Schlagwort Buchsbaum. Wir hatten 40 Jahre alte B.Kugeln. Wir haben keine 3 Jahre gewartet auch wenn es schade ist. Die Viecher vermehren sich jetzt eh nicht mehr so. Sie brauchen min. 15 Grad um sich zu entwickeln. Das mit dem Sack kannte ich noch nicht. Hätte bei der Größe aber auch nicht gepasst. Und 20 Planen wären etwas zu teuer. LG, Nati

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  13. ellen permalink

    Hier in den Herrenhäuser Gärten stöhnt man ebenfalls über den Befall, der Gärtner dort sagte, dass man aus nicht befallenen Buxen Ableger oder so (K.A.)heranzüchtet und dann austauscht.
    LG
    Ellen

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  14. Entweder sind die noch nicht in Brandenburg eingefallen oder ich brauche neue Brillengläser. Ich habe bei uns noch keine entdeckt… :mrgreen: .

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  15. Wusste gar nicht von dieser Plage.
    Viel Erfolg! 🙂

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  16. nie gehört von diesem viechzeuchs. muss ja grässlich sein. unserem bux geht’s prächtig – zum glück, wenn ich das so lese.
    aber ich bin hoch erfreut was für eine große tierfreundin du doch bist.. den räupchen eine abdeckung anbringen, damit sie nicht nass werden! also wirklich. à la bonne heure! das nenn‘ ich zuneigung. 😀
    schon mal wieder drunter geguckt? da gibt’s sicher grad ne vegane pizza zur feier. 😉 🙂 🙂

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  17. Tolle Idee mit der Tüte. Halte uns doch mal auf dem laufenden, was das bringt. Sonne vorausgesetzt natürlich. Dann probieren wir das auch mal. 🙂

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  18. Schon komisch: die Asiaten essen doch sonst immer alles, was kriecht und krabbelt.
    Da scheint wohl jemand in Asien seine Portion Zünslersalat nicht ganz aufgefuttert zu haben, und schwupp!, haben sich die Viecher nach Europa verdrückt.
    Traurig, wie grau und trocken die Buxbäume wurden.
    Die Idee mit der Tüte klingt gut. Vielleicht ist doch noch etwas zu retten.
    Manno…

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    • Stimmt. Das ist wie mit den Mehlwürmern: Die wachsen auch ganz schnell nach. Ich freu mich schon, wenn wir so was auch essen.
      In der Schweiz kann man sich diesbezüglich schon mal lernend einessen 😀

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  19. Ich mag ja Kribbeln im Bauch 😉
    Aber nicht auf diese Weise.

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  20. 😂😂😂👍

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  21. Puuuh….auch wir hatten mit diesen kleinen fiesen, unersättlichen, hinterlistigen Typen zu tun und mussten die ganze Buchsbaumhecke entfernen lassen.

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    • Wir hätte die Nerven behalten sollen und die Hecken lassen: Bei uns sind die Zündler seit letztem Sommer wieder weg. Und bei denen, die die Gerippe stehen gelassen hatten, treiben die wieder frisch und kräftig aus. Ja, im Nachhinein ist man immer schlauer 😃👌🏼

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